Ist es eine Normenrevoluation, die lang erwartete Adaption für Dienstleistende oder ganz einfach der Versuch, EFQM in Bedrängnis zu bringen? Vielleicht ein bisschen von allem.
Mit der Einführung der ISO 9001:2015 hat wahrscheinlich die grösste Normenveränderung seit Bestehen der ISO 9001 stattgefunden. Es ist sowohl ein strukturelles, als auch inhaltliches Re-Engineering, das von vielen begrüsst wird. Zwar hat die Norm statt der früheren acht, nun zehn Kapitel, sie hat aber unter dem Strich weniger und nicht mehr Regeldichte. Vielmehr wird die Führung noch stärker in die Pflicht genommen, eine aktive Bewertung der Risiken und Chancen durchzuführen und so ein adäquates Managementsystem zu betreiben. Die Einführung der ISO 9001:2015 hat aber tatsächlich auch etwas Revolutionäres. Sie wird nämlich die strukturelle Matrix sein, welche nun nach und nach auch auf die anderen ISO-Normen übertragen wird. Diese Harmonisierung der Inhaltsstrukturierung wird vor allem den Unternehmen entgegenkommen welche mehrere Normen berücksichtigen, denn Überschneidungen werden so schneller erkannt.
Es hat sich aber auch bei der Sprache etwas getan. So „spricht“ ISO 9001:2015 nicht mehr nur von Produkten, sondern endlich auch von Dienstleistungen. Es sind auch nicht mehr nur Kundinnen und Kunden, sondern ein erweiterter Kreis von Anspruchsgruppen, welche im Zentrum der Bemühungen stehen. Die Betonung von Risikomanagement, Wissensmanagement und Wirkungsorientierung kommt den Organisationen des Gesundheitswesens sehr entgegen und so finden z.B. auch Themen wie die Patient/innen-Sicherheit ihren festen Platz.
Es geht noch stärker als früher um gute – in Ansätzen sogar schon um exzellente Führung. Die Annährung an die entfallende ISO 9001:9004 und vor allem an EFQM ist unübersehbar. Was dies für die Unternehmen heisst, wird sich zeigen. Klar ist, dass man diese Modelle vielleicht endlich miteinander verbinden sollte, anstatt sie als verbitterte Gegner zu sehen.
weiterführende Informationen: